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Größere Chance für Elektroautos in Österreich

Salzburg # Nikolaus Picker, Obmann des Salzburger Fahrzeughandels rechnet mit einer Welle an Billigautos: Der Kfz-Handel erlebt harte Zeiten, sieht aber keinen Grund zur Panik. Nikolaus Picker, Obmann des Gremiums Fahrzeughandel in der Salzburger Wirtschaftskammer, erwartet ab 2009 auch bei uns einen Boom der Billigautos, bei Alternativantrieben eher einen Durchbruch des Elektro- denn des Gasautos und für die nächsten zehn bis 15 Jahre noch immer eine dominierende Position für Fahrzeuge mit Benzin- oder Dieselmotor.

SN: Herr Picker, Diesel und Benzin sind so teuer wie noch nie, und der Höhenflug der Treibstoffpreise hält an. Die Autofahrer suchen nach Alternativen. Groß beworben wird derzeit das Erdgasauto. Was halten sie davon?
Picker: Im Autohandel können wir noch keinen Boom bei Erdgasautos feststellen. Das Problem bei einem Erdgasauto ist, dass es in der Anschaffung relativ teuer ist. Wenn man beim Kauf 3000 bis 3500 Euro mehr auf den Tisch legen muss, dann muss man schon viel fahren, damit ein Erdgasauto Sinn macht. Es gibt auch noch Kinderkrankheiten, der Verbrauch etwa entspricht nicht immer der Menge, die im Prospekt angegeben ist. Grundsätzlich aber bekommt man heute in jedem Autohaus auch ein Fahrzeug mit Gasantrieb. Man kann auch nachträglich umrüsten. Größere Marktchancen sehe ich allerdings für das Elektroauto.

SN: Warum?
Picker: Ein Elektroauto fährt emissionslos. In Indien gibt es Städte, in denen neue Mopeds nur noch mit Elektroantrieb zugelassen werden. Diese Entwicklung wird sicher auch bei uns in den Ballungszentren kommen.
SN: Es geht also noch nicht ohne Diesel und Benzin?
Picker: Nein, noch nicht. In den nächsten 15 Jahren werden Diesel- und Benzinmotoren sicher noch führend sein. Die Technik ist sehr gut, bei den Abgasen gibt es halt Probleme, aber da gibt es auch viele Innovationen, die in den nächsten Jahren auf den Markt kommen. SN: Besonders entrüstet sind derzeit die Fahrer von Dieselautos. Früher war Diesel immer günstiger als Benzin, jetzt ist es umgekehrt. Wie beeinflusst diese Entwicklung den Gebrauchtwagenmarkt? Verkaufen sich Dieselautos jetzt schlechter?
Picker: Ganz und gar nicht. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt gibt es derzeit noch keinen Nachteil für Dieselautos. Für jemanden, der 20.000 Kilometer im Jahr fährt, ist das Dieselauto auf Grund des geringeren Verbrauchs immer noch die günstigste Variante. Der Treibstoffpreis wird, egal, ob Benzin oder Diesel, sicher noch weiter steigen. Ich rechne schon mit zwei Euro pro Liter.
SN: Wie lange werden sich die Leute den Luxus Auto noch leisten wollen?
Picker: Solange es keine flächendeckenden Alternativen im öffentlichen Verkehr gibt, wird es immer auch Menschen geben, die auf das Auto angewiesen sind. Grundsätzlich aber wird schon die Vernunft einziehen. Man hat das heuer schon zu Pfingsten gesehen: Der große Ansturm auf den Straßen ist ausgeblieben, die Leute bleiben zu Hause.
SN: Fürchtet man sich da nicht im Autohandel, dass Kunden verloren gehen, dass etwa das Zweit- oder Drittauto im Haushalt gestrichen wird?
Picker: Nein, es kommt eine Welle von Billigautos auf uns zu. Die sind ab dem nächsten Jahr schwer im Kommen. Toyota etwa baut ein Auto für 5000 bis 7000 Euro, auch die Franzosen von Renault haben mit dem Dacia die Nase vorn, und bald kommen die ersten Chinesen. Die Themen beim Autokauf werden sich ändern: Bisher wurde nach Stärke, Komfort und Sicherheit ausgesucht, künftig wird gewinnen, wer günstige Autos baut. Für die Sicherheit werden eingeschränkte Geschwindigkeiten auf den Straßen sorgen.
(Quelle:Salzburger Nachrichten)